walk over the rainbow
Regenbogen statt Zebra
Wetterbedingt sind Regenbögen ein häufiges Geschenk der Natur hier in Hamburg. Doch diesmal geht es um einen ganz besonderen, der St. Georg, dem Multi-Kulti-Stadtteil Hamburgs und Heimat von [co:coa] und designkunst in Atmen hält.
Die Vorgeschichte
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Wohl in Ermangelung ernsthafter Aufgaben entschied das Bezirksamt, dass vorhandene Zebrastreifen in einer 30er Zone entfernt werden müssten und veranlasste auch gleich mehrere derselben in St. Georg zu entfernen. Man mag meinen, es seien unbedeutende Übergänge. Doch liegen alle auf Schulwegen von vier Schulen und gleich vielen Kindergärten und alle liegen auf dem Weg zum Lohmühlen Park mit seinen Spiel- und Sportplätzen und der einzigen (offiziellen) Hundewiese der Innenstadt.
Aber St. Georg wäre nicht St. Georg, wenn der bunte Stadtteil dies so hinnehmen würde. Eine geniale kreative Lösung wurde umgesetzt und die leeren Zebrastreifen wurden in den Regenbogenfarben bemalt. Möglich wurde es, durch dem Argument Kunst auf der Straße. Doch nein, der Innenbehörde passte das so gar nicht. „Da die regenbogenfarbenen Querstreifen mit der Markierung eines Fußgängerüberwegs (mit den entsprechenden Vorrangverhältnissen) verwechselt werden können, sind sie in dieser Form nicht zulässig“, sagte der Pressesprecher der Innenbehörde (MOPO, 29.05.2019). Nach weiteren Diskussionen – es muss der heiße Sommer sein, dass die Politik sich so viel Zeit für die bunte Welt in St. Georg nimmt – einigte man sich, die Regenbogenfarben dürfen bleiben, müssen aber längst zur Fahrrichtung statt quer aufgetragen werden und schmaler werden. Mit dem Resultat wird im Hamburger Abendblatt der Bezirksamtsleiter Droßmann zitiert, der sich erhofft, „dass so Unfälle verhindert werden können.“
Ohne die Vorgänge wirklich verstehen zu wollen, ist die Veränderung auf längst statt quer absolut bedauernswert. Und zeugt von der nichtverstandenen tiefenpsychologischen Veränderung, die diese Idee in sich birgt.
Warum?
Der Regenbogen, ob einfach, doppelt oder gar als Kreis verbunden, ist bei Jung und Alt immer geliebt und wird ähnlich wie ein Feuerwerk mit „Ahs“ und „Oh wie schön“ bewundert. Aber noch viel mehr, er steht als bildliches Symbol für die Versöhnung zwischen dem Göttlichen und den Menschen – und das bereits seit der Sintflut . In meiner Kindheit wurde uns glauben gemacht, am Ende, dort, wo der Regenbogen auf die Erde träfe, läge ein Schatz vergraben. Wir suchten den Himmel ab, wo denn nun das Ende sei und vertieften uns inmitten der Naturschönheit in die Suche nach dem Punkt, den es nicht gibt. Momente der Meditation, der Freiheit, der inneren Freude und der Demut über das Wunder am Himmel. Klar kann man den Regenbogen naturwissenschaftlich erklären, aber trotz dieser verliert er weder seine Erhabenheit am Himmelszelt noch die mitschwingende Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wende.
Heute laufen unsere Kinder täglich über Zebrastreifen, über die optische Haut eines Lebewesens. Das ist weder schön noch sinnig und doch eine klare sehr unbewusste Mitteilung, dass der Mensch sich über das Tier erhebt, es flach legen und es zu seinem Zwecke nutzen kann.
Okey, die Geschichte ist eine andere. 1953 eingeführt als „Dickstrichkette“, wurde die Kette erst durch die „Aktion Zebra“ (Springer Verlag) im April 1958 zum Streifen. „Zebra“ sollte (etwas weit hergeholt) für die Abkürzung „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“ stehen.
Zurück zum Regenbogen
Mit dieser kreativen Idee könnte eine unbewusste psychologische Verwandlung stattfinden – weg vom Tod hin zur Freude und Hoffnung. Stellen Sie sich vor, Sie gehen jeden Morgen mit ihrem Kind über einen Regenbogen. Welch Leichtigkeit und Freude ist damit direkt verbunden. Vielleicht singen Sie gemeinsam das Lied „over the rainbow“? Was für einen Unterschied würde das machen! Eine Richtung, die derzeitig so notwendig wäre.
Natürlich steht hier in St. Georg für die Regenbogenfarben eine andere Bedeutung im Vordergrund, nämlich die bunte Welt für die Freiheit der Homosexualität, die am kommenden Wochenende im CSD gefeiert wird. Allerdings, das eine schmälert nicht das andere.
So kann man nur andere Stadtteile, Gemeinden und Städte aufrufen, den Regenbogen in das Stadtbild aufzunehmen und irgendwelche Regeln aus alten Zeiten einfach mal zu umgehen oder gar neue zu schreiben?
»Somewhere over the rainbow
Bluebirds fly
And the dreams that you dream of
Dreams really do come true*«
* lyrics „Over The Rainbow“
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