»just be happy« August 2023
Meistere die Kunst der Kommunikation
Der Leitsatz der Ton macht die Musik, ist wohl das häufigste Argument, wenn über Kommunikation gesprochen wird. So auch neulich, als nach verschiedenen Problemen in einer Projektgruppe die Lösung allein in der Kommunikation gesucht wurde. Regeln der Kommunikation wurden festlegen und dieser Wahlspruch wurde besonders wichtig. Gemeint war damit, dass es keinen emotionalen Ausbruch in der Kommunikation geben dürfe. Man könne auch freundlich unfreundlich sein.
Diese Aussage, der Ton macht die Musik, ließ mich aufhorchen. Eine kleine private Umfrage ergab, dass so ziemlich jeder und jede diesen Satz kennt und viel zu häufig auch damit aufgewachsen ist. Zeit, ihn zu hinterfragen und die daraus resultierenden Gedanken mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zu teilen.
Der Ton macht die Musik – die Musik
Musik lebt von der Vielfalt der Töne. Von leisen und lauten, von sanften und heftigen, von langsamen und schnellen. Musik lebt von Harmonien ebenso wie von Disharmonien, von abrupten Unterbrechungen ebenso wie von langen Pausen. Das allein wäre schon Grund genug, den vermeintlichen Inhalt sinngleich mit der Musik in Frage zu stellen.
Der Ton macht die Musik – der Ton
Bleiben wir kurz bei den Klängen in der Musik. John Cage, einer der größten Komponisten der Neuen Musik, hat uns in seinem Stück „4:33“ vorgespielt, dass jeder Ton Musik ist. Er hat in seinem Werk die Gleichwertigkeit der Töne bewiesen. Kein Ton ist besser oder schlechter als ein anderer, egal wie er entstanden ist. Eine wunderbare Einstellung zum Sound. Übrigens handelt auch die Natur (siehe mein Buch formatio naturalis) ohne Bewertung.
Klassifizierung
Zurück zur Kommunikation. Mit dem Satz der Ton macht die Musik wird deutlich, dass eine Bewertung des Klangs vorgenommen wird – ganz im Gegenteil der Herleitung von John Cage – und der Natur. Hier wird klassifiziert, was sein darf und was nicht. Außerdem wird nicht berücksichtigt, dass wir Geräusche unterschiedlich und individuell wahrnehmen. Nicht jeder Ton klingt für jeden gleich. Für den einen ist eine hohe Stimme schwer zu ertragen, für den anderen eine tiefe. das schnelle Sprechen ist für den einen unangenehm, das langsame oder viele für den anderen.
Passive und aktive Aggression
Doch damit nicht genug. Ein Blick in die Psychologie zeigt ein ähnliches Äquivalent wie John Cage im Ton: Das Nichtaussprechen von Informationen, also der klassische Rückzug, wird als passive Aggression dem emotional-verbalen Ausbruch gleichgestellt. Diese passive Form der Aggression ist zwar gesellschaftlich akzeptierter, aber nicht weniger schädlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unabhängig von der Tonlage jede Aggression eine Aggression ist, dazu gehören Herabsetzungen, Unterstellungen ebenso wie Manipulationen und Bewertungen. Eine freundliche Unfreundlichkeit oder der Glaube, ein ruhiger Tonfall allein sei kein Angriff oder frei von Aggression, ist daher eine Selbsttäuschung.
Ursache und Wirkung
Und schon sind wir beim nächsten Aspekt, nämlich dem Inhalt, dem Gesagten oder Ungesagten. Denn die Aussage, dass der Ton die Musik macht, greift ausschließlich die Form an, ohne den Inhalt, also die Fakten, die zur Eskalation geführt haben, zu berücksichtigen. Eine perfekte Ablenkung vom eigentlichen Problem im Team und/oder den Fehlern im Projektablauf.
Mit anderen Worten: Es wird über die Wirkung diskutiert, statt nach den Ursachen zu forschen. Das passt gut zu Umfragen, die zeigen, dass über 80 Prozent der Führungskräfte eigene Fehler systematisch unter den Teppich kehren, um ihre eigenen Karrierechancen nicht zu gefährden. Ein anschließender emotional-verbaler Ausbruch von anderer Seite macht das Vertuschen noch leichter, denn jetzt geht der Angriff in die Offensive, der Ton macht die Musik.
Lösung statt Spaltung
Die Aussage Der Ton macht die Musik ist also nur eine oberflächliche, auf einen einzigen Effekt reduzierte Betrachtung der Problematik, die mit einem streng bewertenden Finger in eine Richtung zeigt. Die Folge ist nicht die erwünschte Verbesserung, sondern eine Spaltung in die freundlich Unfreundlichen, also die vermeintlich Netten, Ruhigen und Unschuldigen, und die, bei denen der Ton die Musik macht, die meist aufgefordert werden, sich zu ändern. Ob direkt oder indirekt, freundlich oder unfreundlich geäußert, Spaltung ist immer kontraproduktiv.
Selbstverantwortung
Nebenbei wird hier die Eigenverantwortung aller Teammitglieder ausgeschaltet. Sie ist aber eine Grundvoraussetzung für Kommunikation als fruchtbaren Dialog. Die Fakten, die Verhaltensweisen, die unterschiedlichen Auffassungen oder die Intransparenz, was auch immer zu den Unstimmigkeiten im Team geführt hat, also die Ursachen des Tons in der Musik, müssen betrachtet werden, wenn das Team zusammenfinden soll. Kurz gesagt, diese flüchtige Denkweise reicht nicht aus.
communicare
Wer also wahrhaftig Kommunikation gestalten will, also im Sinne des ursprünglichen communicare, sich verbinden, der möge bitte in Zukunft auf diesen Satz verzichten und eigenverantwortlich sein Verhalten, seine Worte (auch die freundlich unfreundlichen) und seine Gedanken hinterfragen und auf die ganzheitliche Situation zurückkommen. Hilfreich ist, die Suche nach den Ursachen mit Spaß und Humor zu würzen und eine neue Fehlerkultur einzuführen. Denn meist sind es kleinere Verhaltensaspekte, Unachtsamkeiten, Interpretationen, Vorurteile und/oder Missverständnisse, die besprochen und aufgelöst in ein gegenseitiges Verständnis münden, was jedes Regelwerk überflüssig macht. Denn Verständnis ist die Grundlage für Verbindung – im professionellen Umfeld wie im privaten.
Nachhaltige Transformation
Wer tiefer gehen und nachhaltig etwas verändern will, ist gut beraten, in die menschliche Psyche und in transformative Kommunikation einzutauchen. Führungskräfte sind hier besonders gefordert. Dazu gehört der offene und ehrliche Umgang mit Gefühlen in der Gesamtsituation. Eigentlich weiß es jeder, aber hier sei es noch einmal erwähnt: Wer sich angegriffen, übergangen, nicht gehört, missverstanden fühlt – die Liste ist lang – wird entweder das Team verlassen, sich innerlich zurückziehen, also passiv aggressiv agieren, oder mit dem Ton in der Musik rebellieren. Wie auch immer die Reaktion ausfällt, ob freundlich oder emotional eskalierend, immer ist das ganze Team betroffen – auch wenn es nicht so sch
Erfolgreiche Kommunikation basiert auf Gleichberechtigung, Ehrlichkeit und dem Engagement für ein gemeinsames Ziel. Und in einem guten Team kann sich jeder auf den anderen verlassen. Die Fokussierung liegt dann weniger auf den Schwächen, sondern vielmehr auf den Stärken der Teamteilnehmer*innen.
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