Frieden, nur wie?
Darf ich Angst haben?
Ist es richtig Angst zu haben? Ja, ist es. Gerade für sensible Menschen sind die Nachrichten belastend und beängstigend. Viele sind überfordert, und das zu Recht. Die kriegerische Nachrichtenflut triggert alte Ängste und tief vergrabene Traumata. Manche sind nicht direkt erfahrene, sondern übernommen von unseren Eltern und Großeltern. All das unausgesprochene, aber gelebte. Generationen geprägt von Gewalt, Zerstörung und Verlust, Hunger und Armut – und Verdrängung. Hast du das Glück, dass deine Eltern und Großeltern leben, sprich mit ihnen, lass sie ihre Geschichten erzählen, höre ihre Ängste, ihre Wut oder Resignation – und fühle mit ihnen.
Ein weiterer Aspekt macht es noch schwerer. All die Nachrichten sind bedauerlicherweise nicht in einer Friedenssprache geschrieben. Aufrüsten für den Frieden? Kämpfen für den Frieden? Ein Widerspruch in sich. In der ZEIT liest man „Es ist jetzt die Zeit, in der wir die Hilflosigkeit gegen den Zynismus verteidigen müssen. Die Würde gegen die Resignation. Die Seele gegen die Angst.“ Verteidigung als Strategie? Nein. Verteidigen heißt, ich lehne etwas ab, und will das andere. Sobald ich jedoch etwas ablehne, bestärke ich dieses und das gewünschte Ergebnis bleibt aus. Unsere Seele, wenn man damit unsere Lebendigkeit, unser Sein versteht, ist frei von Angst. Angst ist immer verankert in der Vergangenheit und in der Projektion auf die Zukunft, in unseren Konditionierungen und Glaubenssätzen. (Ausgenommen die Furcht vor direkter Gefahr.)
Angst will gesehen werden
Nochmals, es ist völlig normal, derzeitig Angst, Überforderung, Hilflosigkeit oder eine Art von Lähmung zu spüren. Also spüre sie! Setz dich hin und tauche ein in deine Gefühle. Lass sie kommen – und gehen. Sage ja zu ihnen. Annehmen ist die einzige Lösung für eine Auflösung. Schwieriger wird es, wenn sich Unruhe als Reaktion ausbreitet und Ablenkung als Mittel eingesetzt wird. Auch das ist okay. Hier ist ein langer Spaziergang, möglichst alleine, in der Natur (nicht in der Stadt) von Vorteil. Vielleicht mit einer Gehmeditation: Ja zum Leben, Danke für das Leben, oder kurz: Danke, ja, danke, ja … Eine gleichmäßige Bewegung bringt wieder etwas Ruhe ins eigene Leben. Für beide gilt, ein Nachrichten-Detox. Reduziere die Nachrichten auf ein Minimum. Grundsätzlich ist es jedoch wichtig, die eigenen Gefühle zu fühlen und sie nicht zu verdrängen oder im Außen anzuprangern.
»Streit ist der Sauerstoff des Denkens und der Demokratie.«
Anzuerkennen, dass wir alle einen Konflikt, also eine Art Krieg, in uns und mit uns selbst führen, wäre ein wichtiger Schritt für Frieden in uns – und damit auch in unserem Umfeld. Ein wunderbares Zitat von Michael Friedmann will ich hier einbringen: „Streit ist der Sauerstoff des Denkens und der Demokratie“. Ob im Inneren oder mit anderen Menschen. Dahinter steht seine humanistische Auffassung, die jeden Konflikt die Möglichkeit bietet, auf Augenhöhe gelöst zu werden: „Jeder ist jemand. Niemand ist niemand.“ Und folglich, jeder hat das Recht, Rechte zu haben.
Erst wenn diese Streitkultur nicht mehr gegeben ist, kommt es zu einem Konflikt. Es dominiert das Recht-Haben-Wollen und die Ignoranz gegenüber des anderen. Erkennt man das eigene Recht-Haben-Wollen, können wir uns neu entscheiden und können zurückkehren in einen respektvollen Disput. Einfach? Nein, einfach ist es nicht. Aber möglich.
Meditation
Ein kleines, aber sehr erfolgreiches Mittel ist eine Friedensmediation. Alleine oder gemeinsam.
Ist der eigene innere Frieden spürbar, kann er auf alle Akteure ausgedehnt werden – nicht als Anspruch oder Bitte, sondern aus Liebe.
Ihr wünscht euch Unterstützung?
Gerne begleite ich euch, digital oder analog in Hamburg! Einfach mailen und Termin anfragen.
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