Holistisch und ganzheitlich – was genau soll das sein?
Holismus stammt aus dem Griechischen, (holos ganz) und bezeichnet eine Ganzheitslehre, die natürliche Systeme und ihre Eigenschaften als Ganzes und nicht nur als Zusammensetzung ihrer Teile betrachtet. Ein verkürztes Zitat von Aristoteles bringt es auf den Punkt:
„Das Ganze ist mehr als die Summe seine Teile.“ Vollständig zitiert liest es sich allerdings schon anspruchsvoller:
“Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute: ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde.” (aus: Metaphysik VII)
Holistisches Vorgehen wird uns von der Natur vorgelebt, denn hier kann kein Teil ohne das Ganze und das Ganze nicht ohne seine Teile. Diese gegenseitige Abhängigkeit bedingt einen Kooperationswillen für das Ganze und schließt die Gewinner-Verlierer-Konkurrenz aus. Leider wird nach wie vor noch Charles Darwin bemüht, um das eigene Konkurrenzdenken und den Kampf um die Macht zu rechtfertigen, ohne dessen Theorie im Kontext oder die neuesten Forschungen zu kennen oder gar zu verstehen. Aber auch mit dem falschverstandenen Darwin dürfte inzwischen jedem klar sein, wie fragil das Ganze der Natur auf einzelne Eingriffe durch den Menschen reagiert.
Für die Ganzheit ist die Kooperation Grundlage. Das gilt auch für jedes Unternehmen. Inneres egomanisches Konkurrenz- und Machtbestreben ist fehl am Platze, auch wenn oftmals noch militärische hierarchische Strukturen (übrigens auch kein Phänomen aus der Natur) genau das fördern (wollen). Die Hierarchieliebhaber, die (Allein-)Herrscher und Krieger sind von gestern. Das Morgen kann nur mit Holisten, von Liebhabern, die zu Liebenden geworden sind, neue Innovationen hervorbringen. Und nach diesen sucht die gesamte Wirtschaft in verzweifelter Art und Weise. Das bedeutet jedoch, die kalte, zahlenorientierte Sachlichkeit muss mit unsichtbaren Welten, wie Bedürfnisse, Emotionen und Werte ergänzt werden. Übrigens, letzteres ist der klassische und immer noch gültige Designansatz.
Beide Seiten, die abstrakte Logik (Sachlichkeit und Funktionalität) und die unsichtbaren Welten (Werte, Bedürfnisse und Emotionen), bilden erst gemeinsam die Ganzheit. Oder anders ausgedrückt, für holistische Ansätze sind nüchterne Sachlichkeit und emotionale Gefühlswelten gleichwertig anzuerkennen. Für dieses ausgewogene Gleichgewicht mache mich stark und lege den Fokus auf die unsichtbare Welt. Zwei wesentliche Gründe sprechen hierfür. Für den Ersten zitiere ich Albert Einstein: „We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them.” (The Communication Catalyst, Seite 175, Verlag Kaplan Publishing, 2002) Der zweite Grund ist meine Überzeugung (und Erfahrung), dass eine Innovationskultur von morgen, mehr Kreativität der Einzelnen benötigt. Und diese kann nicht mit Zahlen, Fakten und Sachlichkeit erzwungen werden, sondern bedarf eines emotionalen Nährbodens mit Werten wie Vertrauen, Freiheit und Offenheit.
Und diese kann nicht mit Zahlen, Fakten und Sachlichkeit erzwungen werden, sondern bedarf eines emotionalen Nährbodens mit Werten wie Vertrauen, Freiheit und Offenheit.
Die unsichtbaren Welten, wie Intuition, Empathie und Werte, können und müssen (wieder) gelernt werden. Und zwar genauso intensiv, wie die zahlenorientierte, funktionale Sachlichkeit. Das bedeutet für manch ein Unternehmen und für manch eine Führungskraft ein Paradigmenwechsel. Ob das geht? Ja. Das geht. Und macht sogar Spaß!
Ganzheitlichkeit ist für mich der Weg und das Ziel.
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